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Coming home

Vorfreude

Während der Zeit, als mein Cadillac den Atlantik überquerte, war ich natürlich auch nicht untätig - und ich meine nicht die beinahe täglichen ungeduldigen Telefonate und E-Mails an die Spedition, wann er denn nun endlich ankäme... grins. Nein, ich habe ein trockenes, ruhiges Plätzchen für ihn gesucht, möglichst in einer Tiefgarage in meiner Nähe. Und siehe da: ein eher unscheinbares Rolltor entpuppt sich als dreigeschossige Tiefgarage mit vernünftigen Stellplätzen (keine Duplex), und der Verwalter, zu dem ich mich dann durchgefragt habe, kann mir auch einen Platz anbieten - zwei sogar, zur Auswahl. Leider waren beide nur fünf Meter lang, nicht so ganz geeignet für mein 6,40-Meter-Auto. Aber ein paar Stellplätze gab es in der hintersten Ecke, die zwar auch nur fünf Meter lang waren, wo es aber nicht stören würde, wenn ein Auto 1,40 Meter übersteht. Also habe ich Zettel an die Autos auf diesen Plätzen gemacht mit dem Angebot zu tauschen. Und wieder war mir das Glück hold: ein Geschäftsmann, der schon lange einen zweiten Platz wollte, tauschte seinen Platz, der ideal war für mich, und eine Flasche Veuve Cliquot gegen die beiden Plätze, die man mir angeboten hatte. An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an die Stadtsparkasse als Eigentümerin der Garage und an SENSiT Communication für den Tausch! Ach ja, und bei der Gelegenheit bin ich mit SENSiT in's Gespräch gekommen und habe dadurch einen neuen Job gefunden - aber das ist eine ganz andere Geschichte...

Nachdem klar war, wann das Schiff in Bremerhaven ankommt und die Formalitäten erledigt sein würden, wurde geplant, wie das Auto abgeholt werden sollte. Klar war, dass wir - Simon (ein Freund von mir) und ich - es auf eigenen Rädern nach München fahren wollten. Ich hatte zwar noch an einen Autoreisezug gedacht, aber die Bahn findet, Fahrzeuge über 5,30 Meter seien ihr zu lang. Der Zeitplan war: am Freitag bei der Zulassungsstelle ein Kurzzeitkennzeichen holen, am Sonntag mit meinem Citroën zu Simons Eltern in der Nähe von Gütersloh, an Montag dann nach Bremerhaven, das Auto abholen, zurück nach Gütersloh und am Dienstag dann nach München. Zwei Tage vorher ruft der Spediteur an uns sagt mir, dass bei dem Auto "die Keilriemen" gerissen sind. Ich weiß bis heute nicht, wie Keilriemen auf einer Schiffsreise reissen können, aber egal. Da er mir leider nicht sagen konnte, wieviele oder welche, kaufte ich vorsichtshalber gleich alle vier. Doch, tatsächlich, ein 68er Cadillac hat wirklich vier Keilriemen! Das Werkstatthandbuch sagt, dass sich drei davon recht einfach auswechseln lassen, der vierte aber erfordert Arbeiten von unten am Auto. Wie hebt man 2,6 Tonnen Auto einfach mal so hoch - mit dem Bordwagenheber? Naja, vielleicht - nur drunterlegen will ich mich dann sicher nicht. Also organisierte ich mir noch einen richtig schweren Werkstattwagenheber (mein Citroën ist ja groß genug...) und zwei Böcke. Werkzeug dazugepackt, und los ging's! Und diesmal hatte ich alle nötigen Papiere dabei...

Wiedersehen - Pflege und Tränken

Die Fahrt am Sonntag ist nicht weiter erwähnenswert - nur bei der Feinnavigation für die letzten zwei Kilometer in einem Dorf zeigte sich das schöne teure Kenwood-Navigationssystem doch dem Handy ("Wo muss ich denn jetzt fahren?" "Wo bist Du denn? Ich hole Dich da ab!") deutlich unterlegen. Am Abend gab's noch ein Dorffest mit Bierzelt und lauter Musik - was das Aufstehen am nächsten Morgen nicht leichter gemacht hat.

Schön ist der Hafen in Bremerhaven nicht - aber die Schiffe beeindrucken mich Landratte doch immer wieder. Und groß ist das alles - wir sind mit dem Spediteur zusammen im Hafen bestimmt zwei, drei Kilometer zum Zollparkplatz gefahren, bevor ich mein Auto das erste Mal wieder gesehen habe. Die Erleichterung war groß - keine Beulen, keine gesprungenen Scheiben, keine fehlenden Teile. Obskure Zeichen auf der WindschutzscheibeNur viele seltsame Zahlen und Symbole mit hartnäckiger weißer Farbe waren auf die Scheiben gemalt worden. Unter der Motorhaube sah's nicht ganz so schön aus. Zwei Keilriemen waren abgesprungen, einer gerissen - gottseidank aber der leicht zugängliche. Wir haben etwa eine halbe Stunde gebraucht, einen neuen Riemen einzusetzen und die anderen wieder auf ihre Riemenscheiben zu zwingen.

Die Batterie war natürlich leer - klar, ich denke mal, die Jungs haben das Auto ohne Keilriemen, also auch ohne Lichtmaschine, durch den Hafen gefahren. Acht Zylinder und 7700ccm Hubraum mit Starthilfekabeln anzulassen ist auch nicht so ganz trivial, trotz dicker dieseltauglicher Kabel. Irgendjemand hat in den Caddy ein Hauptschalter-Relais eingebaut, und bei jedem Startversuch fiel die Bordspannung so weit, dass dieses Relais getrennt hat. Dadurch hatte natürlich das Anlasserrelais keinen Strom mehr, der Anlasser blieb stehen, die Bordspannung stieg wieder, das Hauptrelais schloss den Kontakt wieder, der Anlasser lief wieder an - und alles wieder von vorne. Das Relaisgeschnatter hörte sich lustig an, aber das Geräusch eines laufenden V8-Motors wäre mir doch lieber gewesen. Wie haben's dann aber doch geschafft - und jetzt den Motor bloß nicht wieder ausgehen lassen!

Verzollt war das Auto schon, wir mussten nur noch die Papiere abstempeln lassen - und am Zollhäuschen trafen wir auch schon die ersten Bewunderer, eine Gruppe von jungen Automechanikern, die wohl gerade aus der Mittagspause kam. Während ich den Papierkram erledigte, hat Simon ihnen eine Besichtigungstour um den Cadillac herum zukommen lassen. Sie waren begeistert. Es muß also doch nicht immer ein tiefgelegter Golf sein...

Los ging's - bis zur nächsten Tankstelle. Und da erwartete mich die nächste Überraschung: obwohl die Tankanzeige noch 1/3 voll anzeigte, gingen genau 100 Liter feinstes Super in den Tank - der doch eigentlich insgesamt nur 60 Liter fassen sollte. Scheint wohl nicht der Originaltank zu sein, sondern eher eine verbrauchsangemessene Nachrüstung... 240 DM für eine Tankfüllung, daran muß ich mich erst noch gewöhnen. Und als zusätzlicher Nervenkitzel: wir erinnern uns, dass die Batterie leer war. Also haben wir den Motor laufen lassen, und gehofft, dass nicht irgendwo ein Benzin-Luft-Gemisch im stöchometrisch richtigen Verhältnis auf ein Teil trifft, dessen Temperatur über der Zündtemperatur liegt... etwas mulmig war's mir schon, aber eine steife Meeresbrise hat den Benzindunst gottseidank schon während des Tankens weggeweht.

Rauf auf die Autobahn und nach 100km an einem Parkplatz angehalten - und endlich Gelegenheit, ein paar Bilder zu machen.

Cadillac auf der Autobahn Cadillac und CX auf der Autobahn Cadillac und CX auf der Autobahn

Bis Gütersloh ist nicht viel passiert, ausser dass Simon sich standhaft geweigert hat, den Platz hinter'm Cadillac-Lenkrad wieder zu verlassen... und bei seinen Eltern daheim durfte mein Riesenbaby dann sogar direkt vor dem Küchenfenster in der Garagenauffahrt parken - das darf nicht jedes Auto! Aber wir brauchten ja auch etwas Platz, um den Motor ausgiebig zu begutachten und die seltsamen weißen Hieroglyphen von den Scheiben wegzukriegen.

Cadillac Cadillac Cadillac Scheibenputzen Cadillac Simon im Cadillac Daniel, Simon und Cadillac

Fahren, Reparieren, Fahren

Der Cadillac hat DurstAm nächsten Morgen, nach einem guten Frühstück, ging's dann los - erst zur nächsten Tankstelle (wo wir zu unserer großen Überraschung festgestellt haben, dass wir bisher mit 15l/100km ausgekommen sind - ich hätte mit deutlich mehr gerechnet!), dann weiter Richtung München, diesmal aber mit mir im Cadillac! Naja, anfangs zumindest... grins. Zu Beginn sind wir auch schön brav mit etwa 80mph vor uns hin gerollt. Bei der Gelegenheit haben wir auch festgestellt, dass sich zwei Handys gut dazu eignen, Tachos zu vergleichen - "Wie schnell fährst Du denn gerade?" - "Moment, gleich... jetzt. Jetzt sind's genau 130km/h. Was zeigt Dein Tacho an?" - "Ziemlich genau 80mph, scheint zu stimmen." Übrigens gibt's in den USA ein saudummes Gesetz, das besagt, dass Tachos nur bis 85mph anzeigen dürfen. Gottseidank ist dieses Gesetz erst nach 1968 beschlossen worden - mein Tacho geht bis 120mph. Inzwischen gibt's dieses Gesetz auch nicht mehr. Aber manchmal spinnen's schon ein bißchen, die Amis.

Weil's so schön lief, wollte ich doch mal probieren, ob 100mph möglich sind. Ja, sind sie - aber zu welchem Preis: als die Tachonadel eben an der 100mph-Marke vorbeigezittert war, ging das rote Ladekontrolllämpchen an. Sofort auf die Standspur, anhalten, Motor aus. Ausgestiegen, nach vorne gelaufen - unter dem Motor bildete sich schon ein Kühlwassersee. Gerissener Keilriemen Ein Blick unter die Haube zeigte, dass wiederum zwei Keilriemen abgesprungen und einer gerissen war - glücklicherweise nicht der, den wir schon ersetzt hatten, denn noch einen von dieser Länge hatten wir nicht dabei. Der Kühler war auch in Ordnung, das Wasser war nur durch den Dampf rausgedrückt worden, der entsteht, wenn die Wasserpumpe mangels Keilriemen nicht mehr läuft. Auf der Autobahn ließ sich das allerdings nicht reparieren, also Schleppstange raus, den Caddy an meinen Citroën gehängt und langsam losgezockelt - nichts mehr mit 100mph...

Geknickte SchleppstangeDie nächste Ausfahrt war - Glück im Unglück - nur ein, zwei Kilometer entfernt. Nach der Ausfahrt ging's leicht bergab auf die Kreuzung zu. Simon im Citroën bremst leicht - und ich trete mit aller Gewalt auf's Bremspedal, aber viel passiert nicht ohne Bremskraftverstärker - der aber nur arbeitet, wenn der Motor läuft. Naja, die Stange ist ja stabil, denke ich noch, als es einen Schlag tut. Wir sind noch mit einem häßlich kratzenden Geräusch über die Kreuzung links abgebogen. Woher das Geräusch kam, war auf den ersten Blick klar: die Schleppstange - wirklich keine von der windigen Sorte - war durch den Schub von 2,6 Tonnen gegen die Citroën-Bremsen (Kompliment für die Bremsen!) ausgeknickt und schleifte am Boden. Wenn ich mir vorstelle, was passiert wäre, wenn sie zur Seite oder nach oben geknickt wäre - ich hätte mit meinem einen Auto mein anderes kaputtgefahren...

Citroën schleppt CadillacKeine 50 Meter weiter hat der liebe Gott (vielleicht war's auch die Autobahnmeisterei) netterweise einen Parkplatz angelegt, und wir beschlossen, dass die geknickte Stange diese Strecke auch noch schaffen würde. Also die CX-Federung in Höchststellung gebracht, damit die Stange nicht mehr schleift, und... Motor abgewürgt. Simon ist bestimmt kein CX-Anfänger, und so ein Diesel hat schon ziemlich Drehmoment, aber beide Autos zusammen hatten doch 4,3 Tonnen, und ausserdem ging's wieder bergauf. Da tut sich auch ein Turbodiesel schwer. Mit etwas mehr Gas und schleifender Kupplung (die dabei bestimmt Jahre gealtert ist) haben wir den Parkplatz erreicht.

Cadillac-Reparatur Cadillac-ReparaturWie gut, dass wir den großen Wagenheber dabeihatten. Denn der Keilriemen, der diesmal gerissen war, war genau der, an den man nur von unter dem Auto vernünftig hinkommt. Also den Cadillac aufgebockt, alte Keilriemenreste, die sich um die Lüfterwelle gewickelt hatten, rausgefischt, A.I.R.-Pumpe (die den Keilriemen spannt) mit viel Fluchen soweit gelockert, dass man sie mit etwas Gewalt bewegen konnte, neuen Keilriemen mit noch mehr Fluchen aufgelegt (trotz gelockerter Pumpe haben wir ihn nur mit viel Tricks und Mühe auf die Riemenscheiben gekriegt), die beiden anderen herausgesprungenen Keilriemen auch wieder aufgelegt, alle Riemen gespannt, Auto abgebockt, fertig! Cadillac-ReparaturWährend Simon schon das Werkzeug einlud, startete ich probehalber mal den Motor. Der antwortete mit einem entsetzlichen Quietschen, und die Ladekontrollampe ging auch nicht aus. Offensichtlich drehte sich die Lichtmaschine nicht, und ein Keilriemen rutschte. Ein kurzer Temperaturtest mit den Fingern (aua) zeigte auch recht schnell, welcher das war: der zwischen Kurbelwelle, Wasserpumpe und A.I.R-Pumpe. Diese A.I.R.-Pumpe war Cadillacs erster Versuch einer Abgasreduzierung: sie pumpt Frischluft in den Auslasskrümmer, auf das dort die Abgase nachoxidieren. Kein wirklich überzeugendes Konzept. Anyway, wir haben also alle Keilriemen nochmal abgenommen und überall gedreht, um rauszufinden, was da blockiert. Und richtig: es war genau jene ominöse A.I.R.-Pumpe, die ich eh nicht mochte. Leider treibt der Keilriemen, der über sie läuft, auch die Wasserpumpe an, und ohne die geht gar nichts. Unsere einzige Chance war also, diese dumme Pumpe wieder zum Drehen zu kriegen.

Cadillac-Reparatur Cadillac-ReparaturAlso haben wir den Caddy wieder aufgebockt und uns abwechselnd unter den Motor gelegt. Schlauerweise haben die Cadillac-Ingenieure die Befestigungsschrauben für die Pumpe hinter die Riemenscheibe gelegt, so dass man mit Standard-Schlüsseln praktisch nicht drankommt. Wir haben bestimmt eine Stunde gebraucht, die Pumpe auszubauen.


Nächster Schritt: Pumpe zerlegen. Das ging erstaunlich einfach, keine der Schrauben war wirklich festgerostet. Im Inneren fanden wir eine exzentrisch rotierende Trommel mit zwei Flügeln aus Bakelit. A.I.R.-Pumpe Naja, eigentlich fanden wir die Trommel und viele kleine Bakelit-Splitter, die sich so geschickt verteilt hatten, dass sie die ganze Pumpe sehr effektvoll blockierten. Bakelit ist sehr hart für einen Kunststoff, aber auch sehr spröde. Anscheinend sind die aus 100mph resultierenden Kräfte zu viel gewesen für 33 Jahre altes Bakelit. A.I.R.-PumpeWir haben die Überreste also sauber entfernt und die Pumpe wieder zusammengebaut. Die Trommel dreht sich immer noch schön in ihrem Inneren, nur gepumpt wir nichts mehr. Macht aber nichts, Hauptsache, sie spannt den Keilriemen. Also, Pumpe wieder eingebaut, und zum dritten Mal alle Keilriemen aufgelegt - geht immer noch nicht leichter als beim ersten Mal. Übrigens haben wir während der ganzen Zeit etliche Autos auf dem Parkplatz blockiert, aber nur ein einziger davon wollte wegfahren, und der ist mit ein bißchen rangieren auch ohne dass wir unsere beiden Autos wegfahren mußten rausgekommen - Glück gehabt! Nebenbei haben wir dann noch einen kleinen Wer-hat-hier-Vorfahrt-Unfall an der Kreuzung neben dem Parkplatz vorgeführt bekommen, aber da haben wir uns doch lieber rausgehalten.

Diesmal haben wir erst den Motor ausprobiert, und dann das Werkzeug zusammengeräumt - man lernt ja dazu. Klang aber gut. Jetzt fehlte uns nur noch Kühlwasser - also mit dem Citroën auf zur nächsten Tankstelle. Die hatte auch einen Wasserhahn, aber keine Behältnisse, in der wir fünf Liter Wasser hätten mitnehmen können. Also haben wir die Kassiererin mühevoll überredet, uns doch leere PET-Colaflaschen zu verkaufen. Hat sie auch gemacht - sie war wirklich nett -, nur stürzte sie das in größere kassenabrechnungstechnische Probleme. Nach etlichem Überlegen und Zweifeln hat sie uns dann eine Bockwurst berechnet, deren Preis ungefähr dem Pfand der Flaschen entsprach... :-) Insgesamt haben wir fast fünf Stunden auf diesem Parkplatz verbracht. Simon, an dieser Stelle nochmal vielen herzlichen Dank für Deine Hilfe bei der ganzen Aktion!

Sonnenuntergang mit Cadillac und CitroënDanach ging's moderat mit 75mph und ohne Probleme weiter bis München, unterbrochen nur von einer Abendessen-Rast und einer Autobahnsperre wegen eines Unfalls, der uns im Dunkeln über kleine Landstraßen zwang. Hier hat sich das Navigationssystem wirklich bewährt, nachdem es mal kapiert hatte, dass die Autobahn jetzt nicht das Richtige ist.

Es war dann schließlich kurz nach Mitternacht, als wir in München ankamen. Die Kurzzeitkennzeichen waren also gerade abgelaufen, aber das war mir egal - nach so einer Fahrt müssen ein paar Stunden Kulanz schon drin sein. Ich hab' mich einfach mal drauf verlassen, dass die Münchner Polizisten im Fall eines Falles auch keine Unmenschen sind. Hat mich aber keiner kontrolliert. :-)

Cadillac zuhauseWenn man von Norden nach München reinfährt, gibt es verschiedene Wege in die Innenstadt. Einer davon ist die Leopoldstraße - die Cruising-Straße für Leute, die gesehen werden wollen. Und da konnte ich doch nicht widerstehen... wir haben wirklich viele Blicke auf uns gezogen, und alle fanden den Caddy toll! Tja, nachdem ich Simon heimgebracht hatte, wollte ich auch nach Hause und begann, mir einen 7 Meter langen Parkplatz zu suchen - die Schlüssel für die Tiefgarage hatte ich noch nicht. Nach gut einer halben Stunde wurde ich zwei Kilometer von meiner Wohnung entfernt fündig... aber es war geschafft: mein Cadillac ist zuhause!


"Darf ich vorstellen?"

Am nächsten Morgen habe ich erstmal wieder die Radkappen draufgemacht, die ich für die Schiffsreise sicherheitshalber demontiert hatte. Schaut natürlich schon gleich viel besser aus, oder? Ausserdem habe ich mir natürlich gleich nochmal Kurzzeitkennzeichen geholt - die 145.- DM war's mir wert, zudem stand der Caddy ja noch auf der Straße. Die nächsten fünf Tage vergingen dann mit viel "Erprobungs-" und "Gebrauchsfähigkeitserhaltungsfahrten", und jeder, der wollte oder nicht bekam den Caddy im Detail vorgeführt! Dabei haben wir auch einen älteren Bruder (oder Schwester) meines Auto besucht: einen 59er Cadillac Superior - das Auto, das mich überhaupt erst zum Kauf eines Cadillacs gebracht hat.

Cadillac 68 meets 59 Cadillac 68 meets 59 Cadillac 68 meets 59 Cadillac 68 meets 59 Cadillac 68 meets 59 Cadillac 68 meets 59 Cadillac 68 meets 59

Natürlich habe ich auch bei meiner Citroën-Werkstatt reingeschaut und bei der Gelegenheit gleich mal probiert, ob mein Caddy da überhaupt reinpasst - für den Fall, dass kleinere Reparaturen fällig werden. Wie man auf den Bildern unten sieht, hat's geklappt. Und weil ein Citroën SM ein (fast... grins) genauso besonderes Auto ist wie mein Cadillac, darf davon jetzt auch ein Photo auf dieser Seite sein.

Cadillac und Citroën DS Cadillac und Citroën DS Cadillac Cadillac und Citroën DS Citroën SM Daniel und Cadillac

Endlich waren auch die Schlüssel für die Tiefgarage da, und nochmal ein spannender Moment: komme ich wirklich die Abfahrt runter? Ich hatte das vorher Daumen mal Pi abgeschätzt, aber mangels Cadillac nicht ausprobieren können. Klappte aber - wenn auch mit einmal vor- und zurückrangieren pro Stockwerk. Damit kann ich leben.

Mort

Mort mit Champagner

Noch bevor ich das Auto gekauft hatte, habe ich Anja, die Chefin von leichenwagen.de kennengelernt. Sie hat einen 78er Cadillac-Miller-Meteor-Leichenwagen, den sie auf den Namen "Hope" getauft hatte. Gute Idee, dachte ich, und begann einen Namen für meinen Caddy zu suchen. Als begeisterter Terry-Pratchett-Leser bin ich relativ schnell auf "Mort" gekommen, den Gehilfen von Tod in Terrys Discworld-Romanen. Sehr passend, fand ich, für einen Leichenwagen, und so haben Anja und ich eine offizielle Taufe meines Riesenbabys im kleinsten Kreise zelebriert. Anja war zwar der Meinung, dass Cadillacs weiblich sind, aber da konnte sie sich nicht durchsetzen. So haben wir also die Flasche Veuve Cliquot, die ich für den Stellplatztausch gekriegt hatte, und zwei Sektgläser mit in die Tiefgarage genommen und Mort offiziell af den Namen "Mort" getauft. Ein klein bißchen Champagner haben wir über den Kotflügel gegossen, den Rest aber doch lieber selber getrunken!

Anja mit Champagner und MortDaniel und Mort

Einige Tage danach hieß es schon mal wieder vorübergehend Abschied nehmen: Mort wird in die Werkstatt gebracht, um ihn für die deutsche Oldtimer-TÜV-Abnahme fit zu machen. In München gibt's dabei eigentlich nur eineWerkstatt: Barretta Motors. Und wie ich da so stehe, spricht mich ein Herr an mit den Worten "Schönes Auto". Wir kommen so in's Ratschen, und es stellt sich heraus, dass ich mit Mike Barretta höchstselbst rede. Er zeigt mir zwei sehr schöne Cadillac-Ambulanzen, eine von 1972 und eine von 1975, die er seit Jahren in der Werkstatt stehen hat. Ich habe Photos gemacht, die es dann demnächst auch hier zu sehen geben wird.

Mort und Hope sind sich übrigens auch noch nicht "persönlich" begegnet. Aber sobald das passiert ist, gibt's auch davon Bilder.

Mort steht übrigens momentan noch in der Werkstatt. Ich hoffe, ihn am 12. oder 13. Juli mit frischem Gutachten wiederzukriegen - und dann geht die Story weiter.